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150309 Karl Schulze Sabaud

(Fotos: Karl Schulze/ Interview: GG) Nach dem Doppelvierer Olympiasieger Karl Schulze 2014 den BRC-Clubachter in Boston bereits kräftig unterstützte, rudert er ab dem 01. Januar 2015 für den Berliner Ruder-Club.
Der gebürtige Dresdner Spitzensportler, der seit einem guten Jahr bereits in Berlin trainiert und wohnt, hat durch Empfehlungen der anderen BRC-Top-Athleten den Weg zum Club gefunden und war zum 01. Dezember 2014 in den BRC aufgenommen worden. Der Vorstand hatte hierzu bereits informiert.


150301 Karl Schulze Porto klNach seinem größten Erfolg mit Gold im Doppelvierer bei den Olympischen Spielen 2012 in London, konnte er sich in den darauffolgenden Jahren bei den Europameisterschaften über Gold 2013 und Bronze 2014, sowie über Silber und Bronze im Doppelvierer bei den Weltmeisterschaften freuen.
Der Club-Vorstand freut sich, dass Karl sich dafür entschieden hat, das große Ziel Olympia 2016 mit dem BRC anzugehen. Derzeit trainiert der 1,90 m große und 99,9 kg schwere Skuller in einem Trainingslager des DRV in Italien (zuvor war er in einem DRV-Trainigslager in Portugal), um so die weitere sportliche Basis für die vorolympische Saison 2015 zu legen. 

BRC: Karl, du bist 1988 in Dresden geboren, wie bist du eigentlich zum Rudersport gekommen?
Karl Schulze: Ich bin in eine Ruderfamilie hineingeboren worden, sozusagen in der 3. Generation. Und da ist es ganz natürlich, dass man sich im Rudern ausprobieren will. Bei mir hat das wie bei vielen anderen angefangen. Zuerst hat man das Bootshaus, sowie Regatten aus dem Kinderwagen heraus besichtigen. Danach wurde mein Talent als Steuermann entdeckt, bevor ich es dann selber mal wissen wollte. Wie man sieht, bin ich dabei geblieben.

150301 Karl Schulzen Portug klBRC: Dabeigeblieben ist ja wohl angesichts deiner Titel- und Medaillensammlung etwas untertrieben..
Karl Schulze: In der Tat ist die Sammlung recht vollständig. Während meiner Junioren-zeit habe ich auf Weltmeisterschaften einmal Gold und Silber errudert, und als U23 Athlet habe ich mit Gold, Silber und Bronze meine Sammlung im Nachwuchsbereich komplettiert. Mit zweimal Silber und einmal Bronze ist im Senioren Bereich hängt fast alles an Farbe an der Wand was es bei einer Weltmeisterschaft zu gewinnen gibt. Das Olympiagold ist sicherlich die Top-Medaille, aber so eine Farbe fehlt mir nun noch an der Wand bei Weltmeisterschaften.......

BRC: Das hört sich nach einem glatten Durchmarsch an – gab es denn nie Enttäuschungen?
Karl Schulze: Bevor die Frage nun kommt: Die WM 2011 in Bled war zwar ärgerlich und bitter aber keine Enttäuschung im eigentlichen Sinne (Anm.: im WM-Finale hat der auf der Schlagübernahme Sitzende (nicht Karl !) wenige Meter vor dem Ziel, auf führender Position rudernd gekrebst,. Dadurch wurde auf der 4x auf der Ziellinie von den Slowenen überholt). Wirklich enttäuschend war für mich die U23-WM 2009 in Racice. Wir sahen uns schon oben auf dem Treppchen, aber dann wurde es nur der 5. Platz im Doppelvierer ohne den Hauch einer Chance. Eine herbe Niederlage. Daran denke ich auch heute - über fünf Jahre später - sehr ungern zurück und hüte mich seit dem vor unkritischer Selbstüberschätzung.

BRC: Die Basis deiner Erfolge legst Du ja sicherlich wie alle andern auch in einem umfangreichen Trainingsprogramm.
Karl Schulze: Ja, nicht nur hier in Portugal rudern wir bis zu 250 km pro Woche, trainieren an der Hantel und fahren Rad. Sondern auch zu Hause in Berlin stehen pro Woche über 1000 Minuten auf dem Programm, mit Ergometer und/oder 180 -200 Wasserkilometer. Da ich bei der Bundespolizei angestellt bin, bin ich in der glücklichen Lage, mich so intensiv dem Rudersport zu widmen.

150309 K. Schulze SabaudiaBRC: Zu Hause in Berlin, dass hört sich für die sportbegeisterten Berliner und die Mitglieder des BRC schon mal gut an – aber wieso bist Du denn überhaupt von der Elbe an den Hohenzollernkanal, bzw. den kleinen Wannsee gewechselt.
Karl Schulze: Ende 2013, also am Ende des nacholympischen Jahres habe ich bemerkt, dass ich mich neu motivieren muss, um mein Ziel Rio 2016 zu erreichen und die Freude am Leistungssport nicht zu verlieren. 2012 war ich ja erst 24 Jahre alt. Ich bin dann zur Wintersaison 2013/14 nach Berlin gezogen und trainiere seitdem hier im LRV-Leistungszentrum. Die Kombination aus Tapetenwechsel, Top-Unterstützung durch den LRV Berlin und angenehme Trainingspartner haben ihre Wirkung gezeigt.
Olympia 2024 in Berlin kann kommen, da wäre ich gerade mal 36 Jahre alt...

BRC: Was gefällt Dir hier besonders?
Karl Schulze: Ich trainiere hier regelmäßig mit Hans Gruhne im Doppelzweier auf dem Hohenzollernkanal. Am einzigartigen Dresdener Elbpanorama rudere ich jetzt zwar nicht mehr täglich vorbei, aber der gerade Verlauf des Hohenzollernkanals mit seinem sehr übersichtlichen Schiffsverkehr und Wellengang ist als Trainingsgewässer optimal. Aber auch die Hausstrecke beim BRC mit dem Kleinen Wannsee bis hin nach Potsdam zählt sicherlich zu den schönsten Ruderrevieren Europas.

BRC: Der Doppelzweier mit dir und Hans Gruhne wird trainiert durch Alexander Schmidt?
Karl Schulze: Eine ganz hervorragende Konstellation. Mit Hans Gruhne habe ich mir zusammen vorgenommen die DRV Doppelzweier-Ausscheidung zu gewinnen. Ein Berliner Doppelzweier ist ja schon seit Jahren immer vorne mit dabei gewesen, da ja Vereinskamerad Eric Knittel und sein Partner immer von Berliner Trainern betreut wurden. Und Alexander Schmidt ist nicht nur ein fachlich und sozial top-kompetenter Skulltrainer, mit ihm macht es einfach jeden Tag aufs neue Spaß, hart zu trainieren. Er ist auf eine sehr unprätentiöse Art jung geblieben – das ist angenehmer als unter Autoritäten zu trainieren.

150301 Karl Schulze Andre Sieber PirnaklBRC: Führt Dich denn Dein Weg nach Rio im Doppelzweier?
Karl Schulze: Auch wenn ich mit Hans Gruhne gerne die Doppelzweier-Ausscheidungen gewinnen möchte, so wissen wir natürlich, dass die besten Chancen auf olympisches Edelmetall im Doppelvierer auf uns warten. Aber der Kampf um diese vier Plätze wird hart, da aus dem 2012er Olympia-Doppelvierer neben Tim Grohmann, Philipp Wende und mir jetzt auch Lauritz Schoof, der 2014 ins Lager der Riemenruderer gewechselt ist wieder skullt. Und Marcel Hacker sagt man auch nach, dass er seine Ruderkarriere am liebsten mit einer Olympiamedaille beenden würde...
Naja und Hans Gruhne und Stephan Krüger, den Ex-Partner von Eric Knittel sollte man nicht vergessen. Bei den Skullern ist es daher extrem schwierig in eine Mannschaft hineinzukommen – wenn man aber mal drin ist, fliegt man dann aber nicht so schnell wieder raus, wie vielleicht in anderen Disziplinen. 

BRC: Was steht nach diesem Trainingslager für Dich an?
Karl Schulze: Nach dem Trainingslagern in Italien und Portugal ist zunächst einmal wieder Hohenzollernkanal angesagt.
Und am 22. März findet ja beim BRC das Anrudern mit Trainingsverpflichtung statt. Ich freue mich darauf, Teil dieses sehr traditionellen Aktes zu werden und zugleich ein wenig die Clubatmosphäre zu erleben. Gerade bei der räumlichen Trennung zwischen BRC und dem LRV ist es wichtig solche Termine wahrzunehmen.

BRC: Die Clubmitglieder, die Dich noch nicht so kennen, freuen sich sicherlich auch. Vielen Dank für deine Zeit. Der gesamte BRC drückt Dir alle Daumen für die Saison 2015 und dein große Ziel Rio 2016.