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Vogalonga logo(Text: H. Scheufler, Fotos: T. Scheufler, F. Stuhr, C. Maske)
Wie jedes Jahr am Pfingstsonntag, dieses Mal war es am 24. Mai, zog es einige BRC-ler Richtung Süden nach Venedig. Pünktlich um 09:00 Uhr wurde die 41. Vogalonga vor dem Markusplatz mit einem kräftigen Böller gestartet, und fast 1.500 muskelgetriebene Boote, darunter auch ein Achter des BRC, machten sich über die Lagune auf dem über 30 km langen Rundkurs auf den Weg. Eigentlich ist die Vogalonga (übersetzt „langes Rudern“) mehr ein sportliches Happening als eine echte Regatta. Es kommt nämlich nicht darauf an, wer beim Endspurt durch den Canal Grande zuerst über die Ziellinie fährt, sondern vielmehr, dass man nach knapp drei Stunden Rudern am Zielponton eine schöne Medaille und als besondere Belohnung ein Bündel Bananen und eine Flasche Mineralwasser in Empfang nehmen kann. Nach dem Motto: Dabei sein ist Alles!

 

1 mod AufbauDas Aufriggern der Boote erfolgte am Samstag bei strömenden Regen auf einem Parkplatz auf der „Logistikinsel“ Tronchetto. Hier gibt es nicht nur große Parkplätze und mehrere Parkhäuser für die vielen Busse und Autos der Touristen, die, da auf den Kanälen der Lagunenstadt nutzlos, hier abgestellt  werden, sondern auch Anleger für Kreuzfahrtschiffe und eine ausgedehnte Steganlage für kleinere Boote. Diese nutzten wir dann auch für den Stapellauf unseres Achters, den wir mit Panzertape und einer eigens angefertigten Holzbeplankung für den Bug lagunenfest gemacht hatten.

2 mod vordemhotelImmer noch im Regen ruderten wir das Boot von Tronchetto an eine vorher ausgespähte Stelle im Canal Grande, wo es Dank mehrerer Stufen in der Kanalmauer einigermaßen bequem aus dem Wasser gezogen und auf einer kleinen Piazzale (der einzige Platz, der in Venedig „Piazza“ genannt wird, ist der berühmte Piazza San Marco) direkt vor unserem Hotel gelagert werden konnte. Damit konnten wir das Boot vom Zimmer aus die ganze Nacht bewachen und hatten für den Sonntag quasi eine Pole Position für die Vogalonga. Übrigens entwickelte sich das Boot auf dem kleinen Platz mitten in der Altstadt im Laufe des Nachmittags zu einer besonderen Attraktion und wurde, vor allem von asiatischen Touristen, als Selfie oder auch ganz konventionell, vielfach von allen Seiten fotografiert.

percorsoDer Regattasonntag präsentierte sich entsprechend den Einstellungen von Haralds Wetter-App mit idealem Wetter: Sonne, kein Wind und moderate Temperaturen um 21 Grad! Schon ab sieben Uhr morgens wurde es lebhaft auf dem Canal Grande, einige Boote versuchten, sich rechtzeitig eine optimale Startposition zu sichern. Nachdem wir gegen acht Uhr unser Boot zu Wasser gelassen hatten, steuerte uns Hans-Jürgen geschickt durch die unzähligen Staus bis zum Markusplatz, wo wir mit schätzungsweise weiteren 1.400 Booten auf den Startschuss warteten. Dabei hatten wir etwas Zeit, den schönen Blick auf Venedig zu genießen und die „gegnerischen“ Boote in Augenschein zu nehmen. Nach dem Motto „everything which swims“ gab es da jede Art von muskelgetriebenen Wasserfahrzeugen: Paddelboote, Ruderboote, Kanus, Kajaks, Gondeln, Renngondeln, Angelboote, Pullkähne, Drachenboote mit und ohne Trommler, usw.5 mod vordemstart1 Leider hatte die Feuerwehr dieses Jahr nicht den Wasservorhang an der Startlinie aufgespannt, so dass einige Teilnehmer sich ein Handicap verschaffen und regelwidrig schon vorher losfahren konnten. 

Sofort nach dem Start begann sich der BRC-Achter mit kräftigen Schlägen und hoher Schlagzahl durch das unübersichtliche Feld nach vorne zu kämpfen. Obwohl wir selbst kaum überholt wurden und uns eigentlich an die Spitze des Feldes vorgearbeitet hatten, gab es immer wieder langsamere Boote vor uns, die wir aber Dank der fundierten Vogalonga- Erfahrung unseres Steuermannes auch im schwierigen Fahrwasser auf die Plätze verweisen konnten. Mit der Umrundung der Insel Burano war mehr als die Hälfte der Strecke geschafft. Einige „Konkurrenten“ gingen hier am Strand an Land, um ein gemütliches Picknick mit Rotwein und Käse zu machen. Nicht so der BRC: Nach einer kurzen Trinkpause und zwei Müsliriegeln als Energiespender ging es kraftvoll weiter durch den Kanal von Murano und mit Blick auf die verschneiten Dolomiten zurück nach Venedig. Diesen Blick hätte man natürlich auch von der Campanile di San Marco aus 8 mod brückendurchfahrthaben können, doch wer ist schon bereit, dafür den hohen Eintrittspreis zu bezahlen und die Mühen des Anstehens und Aufstiegs auf sich zu nehmen, wenn es mit dem Boot doch einfacher geht? Vor der Einfahrt in den Canale di Cannaregio hatte sich die Polizia Marittima mit ihren Booten aufgestellt, um vor dem handfesten Stau, der sich an diesem Nadelöhr zu entwickeln drohte, zu warnen. „Rallentare“, also langsam rudern, war nun die Vorgabe. Dafür wurden wir von den vielen Zuschauern am Ufer mit Applaus begrüßt, so als wenn wir gerade etwas Großes geleistet hätten. Im Pulk mit vielen anderen Booten passierten wir die Brücke „Tre Archi“, um am Ende des 9 mod kurzvordemZielCanal Grande, der jetzt für die vielen Vaporetti und Motorboote gesperrt war, glücklich das Ziel zu erreichen. Dort gab es die bereits erwähnte Belohnung.

Mit ruhigem Schlag ging es im Gegenverkehr, immer wieder den nach uns das Ziel ansteuernden Booten ausweichend, über eine Abkürzung vorbei an der Piazzale Roma zurück nach Tronchetto. Dort das Boot mit der verbleibenden Kraft vorsichtig aus dem Wasser holen, Abriggern und Verladen. 12 mod glücklichesendeUnd natürlich ein Erinnerungsfoto von der ganzen Mannschaft mit zufriedenen Gesichtern. Bei einem gemeinsamen Abendessen in unserem Stammrestaurant "Tre Archi" zusammen mit den mitgereisten Schlachtenbummlern, in der Regel Ehefrauen und Kinder, fand das sportliche Ereignis einen würdigen Abschluss.

Es war ein tolles Erlebnis. In 2016 zu Pfingsten heißt es dann bestimmt wieder: Auf nach Venedig! Auf zur Vogalonga! 

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