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Am 10.10.2019 ab 18:30 Uhr bei zibb: Die Story über unseren Deutschen Meisterachter von 1970 mit Bernhard Hoffmann, Heiko Köpke, Kurt Krollpfeifer, Wolfgang Paul, Klaus Jäger, Hartmut Rose, Rolf Strerath, Peter Teichert und Stm. Philipp Nix. Unbedingt ansehen!  Hier geht es direkt zum Beitrag beim rbb

Der Deutsche Meisterachter von 1970 in Originalbesetzung

Es es ist eine Geschichte wie im Märchen. Eine Gruppe von Clubkameraden, die über 50 Jahre sich als Rudermannschaft die Treue gehalten haben und durch dick und dünn weiter miteinander Meisterschaften gewonnen haben, seitdem sie 1970 zusammen Deutscher Meister wurden.
 

 

 
Hartmut Rose erinnert sich:
 
"Ursprung der Dinge war die Deutsche Meisterschaft im Jahre 1970 in Duisburg als reiner
Vereinsachter. Unser Trainer Walter Volle fügte hier unter seiner harten Führung und technischen Begleitung seines unvergesslichen Kameraden Helmut Baltrusch eine Mannschaft zusammen, die sich in ihrem wesentlichen Kern bis zum heutigen Tage kaum verändert hat. Der Sockel war gelegt durch eine reine Vereinsmannschaft, wo alle Ruderer ihre gleiche Heimat hatten nämlich in unserem Clubhaus am kleinen Wannsee. Wir hatten uns offensichtlich schon damals geschworen, dass uns diese schwere Trainingszeit wohl für eine Ewigkeit zusammenschweißen sollte. Nach Abschluß unserer offiziellen Ruderkarriere als 2-fache Meister im Vierer und Achter 1970 nahm sich jeder erst einmal zur Aufgabe, sein Berufsleben und Familienleben halbwegs zu sortieren, wobei das Training nie richtig aus den Augen gelassen wurde. Das Mastersrudern, beginnt mit dem Mindestalter von 27 Jahren, gab uns dann genug Anlaß, wieder intensiver ins Boot zu steigen, um auch einen Ausgleich für den stetig steigenden Druck im Berufsleben zu finden. Den immer zahlreicher vorhandenen Ehefrauen konnte teilweise klargemacht werden, dass ein sportlich durchtrainierter Ruderer durchaus beglückend für das Familienleben sein kann. Bedingt durch unser jahrelanges konzentriertes Arbeiten in einer fast gleichen Mannschaft waren wir immer wieder in den Vierer- und Achter-Rennen siegreich. Allerdings stellten wir fest, dass man ohne bestimmte Ziele, das heißt Besuch von besonderen Regatten, schnell auch die gemeinsame Disziplin zum stetigen Training aus den Augen verliert und es dann schließlich nicht gelingt, einen vollständigen Achter regelmäßig auf das Wasser zu bringen. Über die nun 30 Jahre laufende Ruderkarriere kann man kaum im einzelnen berichten, so dass hier nur einige Höhepunkte hervorgehoben werden sollen, die sich neben den jährlichen, jeweils in einem anderen Land stattfindenden FISA-World-Masters ereigneten. 1984 erhielten wir ein Einladung zur afrikanischen Meisterschaft nach Johannesburg, Organisator war hier ein ehemaliger Ruderkamerad von unserem Tom Schneider und zwar Mr. Hipper. Wir wurden eine Woche lang traumhaft verwöhnt und konnten schließlich auch dieses Erlebnis mit 2 Siegen im Vierer abschließen. Das Kennenlernen von Land und Leuten mit dem damals noch vorhandenen Apartheidsystem hatte tiefe Spuren bei uns hinterlassen. 1986 hatten uns unsere Freunde vom Hamburger Ruderclub Favorite unter der Leitung von Hupsi zu einem Kirchbootrennen über 60 Stunden nach Schweden eingeladen. Die Haupterfolge hierbei waren die wegen der fehlenden Rollsitze schwer gezeichneten verlängerten Hinterteile, eine unvergleichliche Landschaft und eine Vertiefung der Freundschaft mit unseren nördlichen Ruderkameraden. 1990 erfolgte eine Einladung des Rudervereins Teutonia zu seinem 100jährigen Jubiläums nach Buenos Aires, Argentinien. Unvergesslich war hier die Begrüssung und Betreuung durch unseren dort lebenden Kameraden Gert Schiefelbein, der uns als Präsident der Handelskammer viele Türen öffnen konnte. Auch hier haben wir eine Woche das ganze Land unsicher gemacht. Kurz nach unserer Abfahrt gab es in Buenos Aires eine Militärrevolte, mit der wir aber eindeutig nichts zu tun hatten. Im Laufe der Jahre pflegten wir bereits schon vor dem Mauerfall intensive Ost-West- Beziehungen, da bereits zu dieser Zeit Masterstreffen hinter dem eisernen Vorhang seitens des unermüdlichen DRV-Masters-Leiters Otto Kuhlmann aus Lübeck organisiert wurden. Hier kam es u.a. zu Ruderertreffen in Prag, Budapest, Zagreb, Meißen und schließlich auch
Rüdersdorf. Wir haben dabei schon die Grundlagen zu späteren intensiven Kontakten aufgebaut zu den Ruderern aus Moskau, Dresden, Magdeburg und Rüdersdorf. Aus ungewöhnlichen starken Grenzkontrollen und nach der Wende erhaltenen Informationen haben wir erst später präzise erfahren, dass uns die Stasi bei diesen vielen Besuchen mit kritischem Blick ständig beobachtet hat. Nach der Wende konnten wir diese Kontakte in
unterschiedlich intensiver Art und dann auch bei wechselseitigen Besuchen vertiefen. Erwähnt werden sollte als Beispiel ein zünftiges Wochenende mit Eisbeinessen gemeinsam mit unseren Magdeburger Ruderern. 1993 wurden wir durch unsere Moskauer Freunde zu der dortigen Regatta eingeladen. Es gelang allerdings unseren russischen Freunden durch geschicktes Taktieren, das heißt ein feuchtfröhlicher Abend vor der Regatta mit viel Wodka aus Wassergläsern, uns so gut auf das  Rennen am nächsten Tag vorzubereiten, dass uns dann einfach die Beine wegknickten. Trotz des schon sehr gastfreundlichen lockeren Ruderns unserer Gegner hatten wir Dank dieser optimalen Vorbereitung nun leider eindeutig das Nachsehen. Wir haben uns auf späteren diversen Regatten dafür mehrfach rächen können. 1995 stand eine frei vereinbarte Regatta in Hong Kong auf dem Programm. Wir hatten uns dies gerade deswegen vorgenommen, um Hong Kong noch einmal vor der Wiedervereinigung mit China zu erleben. Wenn man nun jedoch denkt, dass wir hier kleine chinesische Ruderer vor uns hatten, so sah man sich getäuscht. Es handelte sich um gut durchtrainierte englische Sportler mit denen wir unsere Mühe hatten, um schließlich in 2 Vierer-Mannschaften den 1.und 3. Platz zu belegen. 1997 gab es mit der Fisa-World-Mastersregatta in Adelaide, Australien einen weiteren Höhepunkt unserer gemeinsamen Ruderkarriere. Dort wurden wir bereits unterstützt durch unsere “Ost-Erwerbungen“ Ulli Schmied und Rüdiger Reiche, der zwischenzeitlich eine sehr erfolgreiche Trainerkarriere im BRC hinter sich hatte. Leider konnten wir wegen des schlechten Bootsmaterials hier nur einen 2. Platz erringen. Ulli Schmied und Rüdiger Reiche waren dafür um so erfolgreicher im Doppelzweier und  bei der FISA-World-Masters 1999 in Sevilla.
Im Achterrennen Mindestalter 50 Jahre hatten wir die schwersten Gegner in unserem Lauf. Bei 500 Meter lagen wir, für uns sehr erfreulich, bereits mit einer Länge im Vorsprung. Leider kam jedoch hier Hartmut Rose aus seinem Rhythmus, so dass wir uns schließlich mit einem 2. Platz zufrieden geben mußten. Erfreulicherweise gab es dann doch noch einen schönen Abschluß in Sevilla im Vierer mit Steuermann mit Peter Teichert, Wolfgang Paul, Hartmut Rose, Heiko Köpke und der Ehefrau von Dietrich Rose, Sherie Rose als Steuerfrau, 1. Platz Mindestalter 50 Jahre. Siegfried Edel hat trotz der unbedeutenden Gewichtsdifferenz von ca. 25 kg Verständnis für den Wechsel des Steuermanns gehabt. Eine Mannschaft dieser Art kann sicherlich nicht nur durch das Rudern zusammengehalten werden. Über alle Jahre hinweg haben wir uns immer wieder auch anderen Sportarten gewidmet, um unsere Freizeit auch etwas abwechslungsreicher zu gestalten. So stand viele Jahre alternativ das Fußballspielen auf dem Programm. Unvergeßlich bleibt das durch
unseren Ruderkameraden Dirk Hoffmann organisierte Spiel des Berliner Ruderclubs gegen die Altherren-Prominenten-Elf von Bayern München mit Sepp Maier, Bulle Roth und anderen.Dies ist allerdings auch schon mehr als 10 Jahre her, wo wir noch eine sehr gute Kondition
hatten und dadurch die nur “unbedeutend“ bessere Spielstärke unseres Gegners teilweise kompensieren konnten. Der Sieg der Altprominenten-Elf fiel allerdings wirklich knapp aus. Dies konnten wir dann am Abend im Haus der Familie Freiberger ausgiebig feiern.Zum Wettkampf wurde hier dann erwartungsgemäß, ob Sepp Maier mit seinen lustigen Einlagen spielgestaltend war oder wir als BRC-Gruppe, mit ihren seit Jahren eingestimmten Trinkliedern. Wir waren der Auffassung, dass wir eindeutiger Sieger waren, zumal wir erst nach Absingen unseres Liedes „Da der Pfarrer verreist ist und die Kirche geheizt ist....“ wußten, dass der Dorfpfarrer auch in dieser Gesellschaft anwesend war und uns dann hierfür einen Strafgottesdienst am nächsten Vormittag in der Kirche verordnete. Parallel in allen Jahren hat unser Julius Neels jedes Jahr neben diversen Bootstransporten die sogenannte Ski-Ballertour organisiert. Nachdem wir in unseren anfänglichen wilden
Jahren – deswegen der Name Ballertour - teilweise nicht nur Haus- sondern auch Ortsverbote erhalten hatten, wurden wir mit zunehmendem Alter vernünftiger. Schließlich legten wir uns auch zur eindeutigen Identifikation der Gruppe auf dem Berg und danach alle
gleiche Baby-blaue Skioveralls zu, auf denen auf den Rücken der rote Stern des BRC prangte. Schon wegen dieser Erkennungsmarke haben wir unser Auftreten nach außen immer weniger schmerzhaft für alle Mitanwesenden gestalten müssen, wozu nicht zuletzt auch Lupo Kunde
mit Rucksäcken voller Scherzartikel beigetragen hat. Wir konnten überrascht feststellen, dass es auch als Gruppe leicht ist, sein Umfeld in die Fröhlichkeit einzubinden, wenn man sich nicht nur auf sich selbst konzentriert sondern einfach nur andere mitmachen läßt. So ist es
uns über die Jahre profihafter Gemeinsamkeit gelungen, ganze Skihütten mit mehr als 100 Personen dazu zu bewegen, gemeinschaftlich BRC-Lieder zu singen. Zur Zeit im Modetrend und Ende Januar 2000 in Ischgl zu beobachten, kleiden wir uns mit gelben Skijacken mit
überwiegend rotem Stern auf dem Rücken. In den letzten Jahren hat sich ein Teil unserer Gruppe im Sommer auch Ruderer-Bergtouren
angeschlossen, die von unserem Ruderkameraden aus Rendsburg Gunther Rath organisiert wurden. Hier gab es wieder 1999 eine unvergeßliche Woche im Ötztal mit dem Höhepunkt der Erklimmung des höchsten Berges in dieser Region der Wildspitze und zwar gemeinsam mit
unseren Rudergegnern aus Dresden und Hamburg.. Man hat sich aber über die gesamten Jahre nicht damit begnügt, nur den eigenen Interessen
nachzugehen. Es ist nun wohl schon fast jeder aus unserer Gruppe, der mindestens einmal ein Funktionärsamt im Berliner Ruderclub in verantwortungsvoller Position übernommen hat. Beispielhaft seien erwähnt Peter Teichert und Wolfgang Paul als Ruderwarte, Bernd
Westerkowski als Kassenwart, Lolli Müller als 2. Vorsitzender und Hartmut Rose als 1. Vorsitzender. Ganz aktuell steht unter Verzicht der Aufzählung aller Ämter dieser Gruppe nun Olaf John als erster Vorsitzender ehrenamtlich unserem Berliner Ruderclub zur Verfügung.
Ein großer Teil des heute verfügbaren modernen Rennbootmaterials wurde nicht zuletzt durch das Umfeld dieser Gruppe finanziert. Dies war auch deshalb möglich, weil man in vielen Bereichen beruflich eng zusammenarbeitet.
Unsere Ökonomie kann sicherlich bestätigen, dass wir mindestens 2 bis 3 Mal in der Woche präsent sind und so das Alltagsleben des Berliner Ruderclubs mit prägen, auch wenn wir immer nur kleine Biere trinken aber dafür immer öfter. Nach dieser umfangreichen Beschreibung von 30 Jahren Gemeinsamkeit stellt sich tatsächlich die Frage, was uns zusammengehalten hat. Es ist wohl an erster Stelle unser Vereinsachter.In den gesamten Jahren konnten wir voller Stolz auf allen Regatten einen reinen überaus erfolgreichen Vereinsachter präsentieren, der es immer wieder mit neu zusammengewürfelten
Renngemeinschaften zu tun hatte, die einfach diesen langfristigen Zusammenhalt nicht bieten konnten. Einigkeit macht stark und verbindet miteinander, dies ist die Erkenntnis und die Aufforderung für den Nachwuchs. Unser schönes Klubhaus als 2. Heimat mit seinem Ambiente und der hervorragenden Ökonomie laden darüber hinaus dazu ein sich dort möglichst oft unter gleichgesinnten Kameraden wohlzufühlen.... "
 
Im kommenden Jahr jährt sich die Meisterschaft zum 50sten mal. To be continued...